Sie sind hier: Startseite / Lieblingstouren / Little Big Data / Welttelegrafendenkmal

Welttelegrafendenkmal

Seit dem zweiten internationalen Telegrafenkongress 1868 in Wien ist Bern Sitz des Internationalen Telegraphenvereins, der zweitältesten internationalen Organisation überhaupt (nach dem Roten Kreuz). Telegrafen gibt es heute zwar keine mehr, und die aus dem Verein hervorgegangene Internationale Fernmeldeunion hat ihren Sitz heute in Genf, aber das 1922 errichtete Denkmal steht noch immer an prominenter Stelle vor dem Historischen Museum. Es gab ein jahrelanges Hin und Her um den passenden Standort. Das Denkmal sollte eigentlich 1915 zum 50jährigen Bestehen der Vereinigung enthüllt werden, doch der erste Wettbewerb brachte keinen Gewinner (der Schriftsteller C.A. Loosli spottete: « Kupferdrähte, fliegende, frei in der Luft schwebende Genien, Telegrafenstangen und Porzellanisolatoren sind die modernsten Errungenschaften dieser hochoffiziellen Denkmalkunst ...»), es kam ein Krieg dazwischen und der Standortstreit wurde mit fast schon religiösem Ernst geführt, bis zum Schluss. Der geeignete Platz für das Denkmal liege auf der Kleinen Schanze, fand der Architekt Eduard von Rodt, und niemand würde dabei geschädigt, «ausser vielleicht die Wildenten, die etwas in Schatten kämen» - doch der Bundesrat hatte kein Einsehen. Zum Glück, muss man sagen, denn das wuchtige Volumen bewährte sich dreissig Jahre später, als sich eines frühen Morgens ein Reparaturmotorwagen der Vereinigten Bern-Worb-Bahnen als Folge eines Nachtbubenstreiches betrunkener Helveter-Studenten von selber in Bewegung setzte und in das Telegrafendenkmal prallte. Der Reparaturwagen erlitt Totalschaden, das Kunstwerk blieb unversehrt.

Roland Fischer
Journalist

Helvetiaplatz